Gentest für Prostatakrebs – Dr. Bursa im Medical Tribune

Mit einem Urintest können klinisch relevante Prostatakarzinomen erkannt werden.

Prostatakrebs in eine bösartige Erkrankung mit zwei Gesichtern: Manche Karzinome sind sehr aggressiv und bedürfen einer möglichst raschen Therapie, andere hingegen müssen nicht behandelt werden, weil sie zu keinerlei Beschwerden führen. Allerdings ist es nicht so einfach, herauszufinden um welche Form es sich handelt. Der PSA-Test (prostataspezifisches Antigen) ist viel zu unspezifisch: Bis zu 30 Prozent der Männer mit Prostatakrebs haben einen normalen PSA-Wert, umgekehrt entwickeln sieben von zehn Männern mit erhöhtem PSA-Wert niemals Prostatakrebs.

„Mit der Verringerung unnötiger Biopsien wird auch menschliches Leid verringert.“ Dr. Bernd Bursa

Auch die Biopsie ist unzuverlässig: In 20 bis 30 Prozent der Fälle wird der Tumor nicht getroffen bzw. nur ein peripherer Teil des Tumors, sodass dessen Aggressivität unterschätzt wird.

Hohe Sensitivität, hoher negativer Vorhersagewert.

Nun könnte ein genetischer Test für die gewünschte Klarheit sorgen. Eine multizentrische Studie mit knapp 2.000 Patienten aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden hat zwei Biomarker identifiziert, die in Kombination eine hohe Sensitivität (89 %) sowie einen hohen negativen Vorhersagewert (95 %) bezüglich des Risikos eines klinisch signifikanten Karzinoms aufwiesen. In die Studie einbezogen waren Patienten mit unauffälligem Tastbefund mit einem PSA-Wert von weniger als 10 ng/rnl. Bei diesen wurde sowohl eine Biopsie als auch ein Urintest vorgenommen. Das Ergebnis: Durch die Messung von HOXC6 und DLX1, zweier im Urin von Prostatakarzinom-Patienten vorhandener Messenger-RNA-Moleküle, können klinisch relevante Prostatakarzinome ebenso gut detektiert werden wie mittels histologischer Untersuchung von Proben, die durch Stanzbiopsie gewonnen wurden.

„Ein genetischer Test für Prostatakrebs ist ein enormer Fortschritt“, ordnet der Facharzt für Urologie und Andrologie Dr. Bernd Bursa die Bedeutung der Studie ein: ,.Es handelt sich um etwas, das im klinischen Alltag nutzbar ist und in den USA bereits am Patienten angewandt wird.“

Die Kosten eines solchen Tests, ist Bursa überzeugt, würden durch die Verringerung jener Kosten, die durch Überdiagnose und Übertherapie des Prostatakarzinoms entstünden, bei Weitem wettgemacht. Die Vermeidung unnötiger Biopsien sei jedoch mehr als nur eine Kostenfrage: Dabei näémlich handelt es sich um eine invasive Untersuchung, die bei immerhin bis zu zehn Prozent der Patienten mit einem septischen Blutbild verbunden ist – und dies mit steigender Tendenz aufgrund der zunehmenden Antibiotikaresistenz der Bakterien. „Mit der Verringerung unnötiger Biopsien wird auch menschliches Leid verringert“, bekräftigt der Urologe.

Haese A et al. J Urol. 2019; 202(2): 256-263. doi: 10.1097/JU.0000000000000293